Elisabethbühne unter Renate Ourth

Der Tod Georges Ourths, nach 15 jähriger Leitung des Theaters, im Mai 1988 ist für das Ensemble und das Theater ein tiefer Einschnitt. Renate Rustler-Ourth wird in die Künstlerische Leitung gewählt. Arno Fischbacher wechselt auf die Position des Kassiers, Reinhold Tritscher übernimmt die Technische Leitung, Obmann wird Mag. Herbert Steiner, Obmstv. Harald Fröhlich.

Mit Ende der Spielzeit 87/88 wechselt Harald Krassnitzer ans Stadttheater Graz. Krassnitzer hat das Theater 8 Jahre lang - vor allem als exzellenter Schauspieler – und durch seinen mitgestaltenden Willen und hohen Einsatz im Betrieb geprägt. Die neue künstlerische Leitung startet unter äusserst schwierigen Bedingungen, der künstlerische Aderlass ist beträchtlich.R. Rustler- Ourth hält an den Ensemblestrukturen und am Ausbildungs-Modell fest. Es kommt zu einer Neuorientierung : Zur Qualifizierung des Ensembles setzt sie vermehrt auf ausbildende Regisseure aus dem Osten. Die ersten Kontakte finden mit Litauen statt. 1988 bereist erstmalig - für ein Gastspiel mit Ghetto (Josua Sobol) in Vilnius, in einer denkwürdigen Inszenierung von Peter Arp, - ein europäisches Ensemble Litauen. Nur wenige Monate danach spielen 4 litauische Theaterensembles Stücke von Gogol, Mariveaux, Mazuras und Strindberg an der Elisabethbühne anlässlich eines Theater-Festivals, und 1989 inszeniert Gytis Padegimas einen Furore machenden Caligula (Camus), Ausst. Jonas Archikauskas, mit A. Fischbacher als Caligula und Daniela Zähl, Caesonia. Die Arbeit erfolgt in litauischer Sprache und wird gedolmetscht, was zu diesem Zeitpunkt noch ungewöhnlich ist. Das Theater hat innerhalb kürzester Zeit seine Strahlkraft wiedergewonnen.

1988/89: erste Inszenierung von Robert Pienz: Der Untergang (W. Jens) (mit U. Eder-Arp, C. Haas, B. Thiery, Günther Franzmeier, Georg Reiter,...)

1989 Gründungsmitglied des Dachverbandes Salzburger Kulturstätten

1990/91 Folgeinszenierung einer beachteten Yerma (Lorca) durch Gytis Padegimas, mit D. Enzi, Reinhold Tritscher...
Harald Krassnitzer kommt noch einmal für die Rolle des Henrik in in dem faustischen Werk: Die Trauung (W. Gombrowicz) zurück. I.: R. Rustler- Ourth, Ausst.: Margret Litzlbauer, Frank Hohmeister (mit Barbara Six, D. Zähl, Beat Bill, M. Eicher, A. Fink, Marcus Marotte, Olaf Salzer...)

1991/92 Kooperation mit der Moskauer Kunsthochschule GITIS. Es erfolgen wechselseitig Studenteneinladungen, Gastspiele (Wölfe und Schafe, Ostrowski (I. Pjotr Fomenko), Was ihr wollt, Shakespeare) und die Moskauer Regisseurin Rosetta Nemtschinskaja inszeniert an der EB Heirat (Gogol) mit Katja Kolm... Die Arbeit erfolgt in russischer Sprache und wird gedolmetscht. Das Théatre des Capucins ist mit Molières Georges Dandin (Marc Olinger in der Titelrolle) in französischer Sprache zu Gast.

Ebenfalls 1991 startet eine Erfolgsstory, die das Theater mit dem Komponisten Cosy Goehlert und dem Salzburger Autor Peter Blaikner eingeht und die über ein Jahrzehnt währen wird: Uraufgeführt wird Ritter Kamenbert (I: Wolfgang Schröter, Ritter Kamenbert: Beat Bill ). Das Stück wird bald von anderen Theatern (Staatstheater Zürich, Staatstheater Saarbrücken...) übernommen und die Folgestücke des Duos Blaikner/Goehlert verbreiten sich von Salzburg aus in den gesamten deutschen Sprachraum. Die EB gründet einen Verlag, um die Stücke ihres Hausautorenteams zu vertreiben und lässt Tonträger herstellen. Damit ist ein weiteres Geschäftsfeld eröffnet.

1992 Goodrichs Das Tagebuch der Anne Frank (I. R. Rustler-Ourth, m. Nina Alpers, Ulrike Arp, D. Enzi, M. Eicher, M. Marotte, O. Salzer, Ron Spiess, ...) wird ans Grand Théatre Luxembourg eingeladen. Das Théatre des Capucins gastiert mit Huis Clos von Sartre in franz. Sprache.

R. Ourth gelingt das Unmögliche: 1992/93 inszeniert einer der berühmtesten Regisseure Russlands, Pjotr Fomenko, Tarelkins Tod oder der Vampir von St. Petersburg (Suchowo-Kobylin). Die Arbeit erfolgt i. russ. Sprache, wird gedolmetscht und von R. Rustler- Ourth assistiert. (Tarelkin: August Fink, Warrawin: Arno Fischbacher, mit Ute Hamm, D. Zähl, M.Marotte, O. Salzer, M. Schilhan...)

1993/94 gelingt eine weitere Zusammenarbeit mit Pjotr Fomenko: Molières Menschenfeind, mit A. Fischbacher als Alceste und D. Enzi als Célimène. Die Ausstatter M. Litzlbauer, F. Hohmeister und Edith Lalonger, als Spezialistin für Barocktanz komplettieren das Team und bescheren dem Theater eine detail-und ideenreiche Arbeit.
1993/94 Uraufführung Das Hausgeisterhaus in der Musik von Cosi Goehlert, von Peter Blaikner(I. Robin Telfer) Das Théatre des Capucins gastiert mit Balzacs Le Faiseur

1994 Eine Umfrage über den Bekanntheitsgrad der Salzburger Einrichtungen ergibt den Spitzenwert von 71 % für die Salzburger Elisabethbühne

1994/95 vom Moskauer Theater Satyrikon entfesselt Alexander Korschenkow als Regisseur mit Der Pirat oder: Edle im Exil (Aphra Behn) die Truppe zu tollkühnen Szenen: In Erinnerung bleiben U. Hamm, D. Zähl, Klaus Huhle, Th. Klinger, O. Salzer...
Michael Seewalds feine Inszenierung von Bruckners Die Rassen (Ausst. Frank Hohmeister) (mit Katrin Steinweg, B. Bill, Thomas Hupfer, Georg Mitterstieler, Sebastian Reck, G. Reiter, ...) prägt Bilder der Verlorenheit.

Die Übernahme des neuen Theaters im Petersbrunnhof steht bevor, das erhöht den Druck auf die Künstlerische Leitung, verpflichtet zum Erfolg, damit Legitimations-diskussionen von den Verhandlungen mit den Subventionsgebern ausgespart bleiben. R.Rustler- Ourth hat die auf das größere Haus hin ausgerichtete künstlerische Qualifizierung der Truppe im Blick, Arno Fischbacher die Adaptierung des Petersbrunnhofs auf die speziellen Bedürfnisse des Theaters hin. Es gelingt ihm die Umsetzung eines für die Zwecke des Theaters idealen Projektes.

Die folgende im „alten“ Theater verkürzte Spielzeit setzt auf Inszenierungen, die nochmals das unverwechselbare Flair der Elisabethbühne zur Geltung bringen, punktet mit riesigen Ensemblestücken: Bulgakows Sojkas Wohnung (I. Alexander Korschenkow) mit D. Enzi, Nina Schopka, H. Fröhlich, T. Klinger, Alexander Kratzer... Bocksgesang von Werfel (I. Michael Seewald) mit N. Alpers, D. Zähl, Margit Lindbichler, B. Bill, G. Mitterstieler, G. Reiter... Die Gespenstersonate von Strindberg (I. R. Ourth) mit D. Enzi, U. Hamm, Andrea Weinberger, B. Bill, Gerhard Greiner, F. Kohles, G. Mitterstieler, G. Reiter...und klingt sanft und sarkastisch mit Thomas Klingers Inszenierung von Dorsts Die Kurve (B. Bill, Sebastian Reck, G. Reiter) aus.

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Renate Ourth, St. Julienstr. 4a, 5020 Salzburg, 0043-662-877817, renate.ourth@gmx.at