Schauspielhaus Salzburg 1958- 2003
In den Räumen der ehemaligen Unterkirche von St. Elisabeth versammelt der künstlerische Leiter und Opernsänger Georges Müller, Ende der 50er Jahre Amateure um sich. Was sie von anderen Amateuren unterscheidet: sie spielen anspruchsvolle Stücke der Weltliteratur. Zur ersten Vereinsgründung kommt es erst Februar 1967. ( Gründungsteam: Pfarrer Wesenauer, Georges Müller, Norbert Amanshauser, Gerda de Vries, Georg Bartik, Wolfgang Mayr) Unter den Schauspielern sind auch der junge Branko Samarovski, die Brüder Georg und Peter Kern. 1969-71 verbindet sich die Truppe mit dem Regisseur Gerhard Zemann, der auch Werke der Avantgarde, wie Arrabal, Tardieu... zur Aufführung bringt. Die kaufmännische Leitung obliegt Raimund Kranzer.
1973 übernimmt der Luxemburger, Georges Ourth, Schauspieler und Regisseur am Landestheater Salzburg, die künstlerische Leitung.
Im Team: Raimund Kranzer und Peter von Sabransky. In die Ära G. Ourths fällt die Professionalisierung des Ensembles. Die Elisabethbühne wird Ausbildungsstätte, um den eigenen Bedarf an Schauspielern abzudecken. Die künstlerische Entwicklung bleibt nicht aus, hingegen gibt es noch so gut wie keine Subventionen. Die überwiegende Anzahl der Schauspieler übt „einen Brotberuf“ aus. Es wird drei mal die Woche gespielt, meist ausverkauft. In der Spielplangestaltung kann G. Ourth auf einen großen Fundus von in Salzburg weitgehend ungespielten Stücken der Klassik und Moderne zugreifen. 1976 prämiert das Bundesministerium für Unterricht und Kunst die Aufführung „Romulus der Große“ von Dürrenmatt und 1977/78 wird das Theater ins „Kleinbühnenkonzept“ integriert. Damit verbunden ist eine Förderung des Bundes, Stadt und Land ziehen gleich.
1976 kommt es zu einer Ensembleumwälzung, die das Theater beinahe an sein Ende bringt. In den Folgejahren ereignet sich jedoch ein Professionalisierungsschub. Die Attraktivität des Theaters zieht junge Künstler an, die nach ihrer Ausbildung durch G. Ourth, herausragende schauspielerische Leistungen erbringen, das Gesicht des Theaters für viele Jahre prägen und zu Säulen einer sich herauskristallisierenden Truppe werden. Nur noch ein gutes Drittel des Ensembles übt einen „Brotberuf“ aus. Das eröffnet dem Theater dispositorische Möglichkeiten.
1978 Herausgabe des Elisabethbühne Magazins.
Ab 1980 ergänzen Arno Fischbacher (Techn. Leitung) und Thomas Landl (Finanzen) das Leitungsteam.
1980 kommt es auch zur Gründung des Vereines der Freunde der Salzburger Elisabethbühne, (Vorst.:Klaus Schurich, Kassier: Theo Salzmann, Prof. Ferdinand Dreyer, Johanna und Leo Landl, Christine Salzmann, Dr. Walterskirchen), der das Theater fortan ideell und finanziell unterstützt.
Das Modell G. Ourths ist einzigartig und behält 15 Jahre lang seine Gültigkeit: Schauspielstudenten werden sogleich in den Spielplan, zunächst in kleineren Aufgaben integriert und dann rasch individuell gefördert und besetzt. Es entsteht also keine eigene „Schauspielschul-Kultur“ sondern eine einheitlich agierende Truppe, deren darstellerisches Vokabular den unterschiedlichen Erfordernissen der Stücke angepasst wird. Aktiva und Passiva: Die Truppe bleibt nach innen, aufgrund des hochmotivierten Nachwuchses lebendig und nach aussen, für Publikum, Presse und Politik spannend, weil immer neue Gesichter die Aufführungen beleben, und die spielenden Teams interessant zusammengestellt werden können. Zu den Passivas gehört eine extrem schwierige Spielplanfindung, gilt es doch, nicht nur einen künstlerisch relevanten Spielplan zu machen, das Haus zu positionieren, die Vorstellungen zu verkaufen, den Schauspielern künstlerische Möglichkeiten zu bieten, sondern auch die Schauspielstudenten in ihnen gemäße weiterführende Aufgaben hineinzuplanen. Zudem wird den Schauspielern Geduld abverlangt, denn die Integration der Studenten erfordert längere Proben. Der dabei entstehende Proben-Mehraufwand schafft andererseits auch Qualitätszuwachs. Das Theater ist keinen arbeitsrechtlichen Bestimmungen unterworfen, die das unterbänden, denn es ist nach wie vor als Verein organisiert.
G. Ourth schafft durch seine großen spektakelhaften Inszenierungen , die an normalen Theatern kaum zu besetzen wären, Profil: Brecht: Der gute Mensch von Sezuan, (mit Renate Rustler-Ourth, Peter von Sabranski...) Die heilige Johanna der Schlachthöfe (Komp: Michael Mautner, mit R.Rustler- Ourth, Mario Eicher...) Frisch: Die chinesische Mauer (mit Daniela Enzi, Georg Bartik, Michael Kolnberger, ...), Goethe: Faust I und II (Komp. M. Mautner, Ausst. Margret Litzlbauer, mit Ulrike Eder- Arp, D. Enzi, Cordula Schurich, Katrin Schurich, Arno Fischbacher, Harald Krassnitzer, Mathias Christian Rehrl, Georg Reiter...) Hebbel: Judith (mit Gertrud Riemmelmoser, R.Rustler- Ourth, M. Eicher...), Ibsen: Peer Gynt (mit Claudine Otz, Gerda de Vries, A. Fischbacher, ...), Shakespeare: Hamlet (mit D. Enzi, G. Riemmelmoser, A. Fischbacher...), H. Müller: Hamletmaschine (mit D. Enzi, Harald Krassnitzer...), Stoppard: Rosenkranz und Güldenstern (mit Thomas Landl, H. Krassnitzer, Thomas Kraus, ...), Sartre: Der Teufel und der liebe Gott (mit Ulrike Eder- Arp, Cordula Schurich, M. Kolnberger, H. Krassnitzer,...) Schiller: Wallenstein (mit Claudia Haas, D. Enzi, Hermann Lischka, M. C. Rehrl,...) H. Müller: Medeamaterial (mit Katja Thurner, Harald Fröhlich,...), Schiller/Hildesheímer: Maria/Mary Stuart (mit D. Enzi, Ingrid Mülleder...) Shakespeare: Macbeth (mit R. Rustler-Ourth, Walter Sachers,..) Weiss: Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats (mit U. Eder-Arp, Gerard Es, H. Fröhlich, M. Rehrl, Reinhold Tritscher )...
Bis 1980/81 bringt das Theater jährlich 4 Stücke zur Aufführung.
1981: 25-Jahre-Spielzeit „Stück für Stück Theater“. Im Zentrum steht das Hamlet-Projekt.
1981/82 Eröffnung des Studios mit H. Müllers Hamletmaschine, I.: G. Ourth.
1982/83 in der Folge von Ensemble-Turbulenzen, wird Renate Rustler Ourth, die seit 1973 den „Betrieb“ Elisabethbühne aufgebaut hatte, die kaufm. Leitung übertragen, Arno Fischbacher ist weiterhin Techn. Leiter, die Schauspielerin Cordula Schurich verstärkt die Leitung und wird Obmstv. In dieser Führungskonstellation arbeitet das Team bis 1988 zusammen. 1982/83 Regiedebut von Renate Rustler-Ourth: Der Turm (P.Weiss), sie ist eine der ersten weiblichen Regisseurinnen im deutschen Sprachraum.
In der Spielzeit 83/84 folgt die erste Inszenierung von Peter Arp:O´Casey: Der Pflug und die Sterne. Durch die Verstärkung des Regieteams können jetzt 6 Stücke pro Spielzeit produziert werden.
Mit G. Ourths herausragender Inszenierung. (d. Spielz. 1984/85 ) von Goethes Faust I (Ausstattung Margret Litzlbauer, Musik Michael Mautner) ( Faust A. Fischbacher, Mephisto D. Enzi, Gretchen Katrin Schurich), wird 1985 das Théatre des Capucins in Luxemburg wiedereröffnet. 1986 wird auch Goethes Faust II eingeladen. Es folgen weitere Gastspiele mit Frisch: Die chinesische Mauer , P. Weiss: Die Verfolgung und Ermordung J. P. Marats, Schiller: Wallenstein und Gottfried Benn: Der Vermessungsdirigent, (alle i.d. Insz. v. Georges Ourth). Das Théatre des Capucins wird zum wichtigen Partner.
1986 präsentieren sich weltberühmte Stars- wie Innokenti Smoktunowski, Stanislav Lubschin, Anastasia Vertinskaja,...) vom Moskauer Künstlertheaters MChAT mit Auszügen aus der Möwe (Tschechov) und Tartuffe (Molière) an der EB.
SCHAUSPIELER DER ÄRA G. OURTH:
Diplomierte Schauspieler der Anfangszeit: Georg Bartik, Rosemarie Ott-Heinemann, Irene Scheliga, Gerda de Vries, Hans Helmut Wimmer
Spieler der Anfangszeit: Hugo Asen, Annegret Beck, Werner Dollnig, Bartl Kehrer, Elisabeth Landertinger, Almut Lehner, Rosi Landsmann, Peter Poletti, Hedi Poletti, Helmut Soriat, Peter Willmann,
Gäste: Hermann Scheidleder, Klaus Tröger, Fritz Kohles,
Teilstudium: Mercedes Echerer, Alexander Fussek, Wolfgang Leikermoser, Michaela Merten, Rainer Plattner, Walter Sachers, Peter Scholz, Brigitte Solder, Katja Thurner, Peter Valentin, Fritz Wickenhauser, Karin Winkler
Diplomanden unter Georges Ourth: Renate Rustler-Ourth, Peter von Sabranski, Waltraud Morteveille, Mario Plaz, Arno Fischbacher, Ilse Matheis, Gertrud Riemmelmoser, Thomas Landl, Michael Kolnberger, Hermann Lischka, Ingrid Mülleder, Daniela Enzi, Mario Eicher, Harald Krassnitzer, Thomas Kraus, Danièle Sandoz, Heidi Kolb, Cordula Schurich, Harald Fröhlich, Georg Reiter, Ulrike Eder-Arp, Thomas Klinger, Bettina Wolff
Spieler einiger Produktionen: Werner Buchmayer, Peter Brein, Emmerich Csenki, Gabriele Egger, Marcello da Forno, Katharina Göschl, Marion Hörmandinger, Eva Leitner, Rolf Mangold, Claudine Otz, Mario Sarcletti, Andreas Scherer, Christoph Schurich, Alexander Sölch, Michael Spöcklberger, Alexander Wulz
Gastregisseure: Peter Biermann, Wilhelm Engelhardt, Robert Pflanzl, Heinz Trixner,
wichtige Regiearbeiten in der Ära Ourth :
Georges Ourth:
1972/73 Aischylos: Die Totenspende 1972/73 Frisch: Andorra 1972/73 Kafka: In der Strafkolonie 1972/73 Sartre: Die Fliegen 1973/74 Calderon: Dame Kobold 1973/74 Goldoni: Krach in Chiozza 1973/74 Gorki: Nachtasyl 1974/75 Ourth: Zeitraffer (UA) 1974/75 Borchert: Draussen vor der Tür 1974/75 Dürrenmatt: Romulus der Große 1974/75 Sartre: Bei geschlossenen Türen 1975/76 Brecht: Der gute Mensch von Sezuan 1975/76 Goethe: Faust I 1975/76 Mrozek: Emigranten 1976/77 Goethe: Torquato Tasso 1976/77 Ingmar Bergman: Das Tafelbild (ÖE) 1976/77 Mrozek: Auf hoher See 1977/78 Frisch: Graf Öderland 1977/78 Kurt Wölfflin: Das Schloßgespenst 1977/78 Ken Hill: Dracula 1978/79 Büchner: Woyzeck 1978/79 Dürrenmatt: Die Physiker 1979/80 Sartre: Die schmutzigen Hände (CoI: Christa Rodin) 1979/80 Shakespeare: Macbeth
1980/81 Hebbel: Judith 1980/81 Ibsen: Peer Gynt (M: Michael Mautner, A: Margret Litzlbauer) 1980/81 Alice Toen: Der gestiefelte Kater (ÖE) 1980/81 Nestroy: Die verhängnisvolle Faschingsnacht 1981/82 Genet: Die Zofen 1981/82 Heinrich Böll: Ein Schluck Erde 1981/82 Brecht: Die heilige Johanna der Schlachthöfe (M: Michael Mautner) 1981/82 Shakespeare: Hamlet (M: Michael Mautner) 1981/82 Heiner Müller: Hamletmaschine (ÖE) 1981/82 Jewgenij Schwarz: Rotkäppchen 1981/82 Stoppard: Rosenkranz und Güldenstern (M: Michael Mautner) 1981/82 Turrini: Kindsmord 1982/83 Dürrenmatt: Die Physiker 1982/83 Kästner: Die Schule der Diktatoren 1982/83 Jewgenij Schwarz: Die Schneekönigin (A: Wilhelm Lukarsch) 1982/83 Schiller: Die Räuber 1982/83 Strindberg: Fräulein Julie 1983/84 Heiner Müller: Verkommenes Ufer/ Medeamaterial / Landschaft mit Argonauten 1983/84 Schiller/ Hildesheimer: MariaMary Stuart 1984/85 Goethe: Faust I (M: Michael Mautner, A: Margret Litzlbauer) 1984/85 Goethe: Faust II (M: Michael Mautner, A: Margret Litzlbauer) 1985/86 Frisch: Die chinesische Mauer 1985/86 Peter Weiss: Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats... 1985/86 Tolstoi: Die Macht der Finsternis 1986/87 Schiller: Wallenstein 1986/87 Sartre: Der Teufel und der Liebe Gott 1987/88 Benn: Der Vermessungsdirigent (ÖE)
von Peter Arp: 1983/84 Strauss: Kalldewey, Farce (mit Heide Kolb, H. Lischka, ) 1985/86 Enquist: Aus dem Leben der Regenwürmer (mit U. Eder- Arp, H. Fröhlich, H. Krassnitzer, H. Lischka), 1986/87 Faßbinder: Bremer Freiheit (mit C. Schurich, Robert Honek...) 1986/87 Sobol: Ghetto (mit D. Enzi, August Fink, Thomas Klinger, H.Fröhlich...)
von Renate-Rustler Ourth: 1983/84 Hauptmann: Und Pippa tanzt (mit Georg Bartik, Fritz Kohles, H. Krassnitzer, ...) 1985/86 Ende: Das Gauklermärchen (mit D. Enzi, Gabriele Langes, K. Schurich, A. Fischbacher, H. Krassnitzer, R. Tritscher, ...)1986/87 Enzensberger: Der Untergang der Titanic (mit U. Eder- Arp, G. Langes, Brigitte Thiery, R H. Krassnitzer, Andreas Scherer, Michael Schilhan...) 1987/88 Gombrowicz: Yvonne, die Burgunderprinzessin (mit D. Enzi, Brigitte Thiery, August Fink, H. Fröhlich, H. Krassnitzer,...) |